Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich die Affäre Ludwig völlig vergessen, nicht zuletzt, weil es in Italien zur gleichen Zeit viel Blutvergießen gab und es auch heute noch schwierig ist, zu verstehen, wer die Anstifter waren, während nur wenige Täter gefasst wurden. Mauers beeindruckende historische Ausgrabungsarbeit hat mich nach und nach in das Klima jener Jahre zurückversetzt, in jenes Italien, in dem die Drogen wie Wasser zu fließen begannen, in Städte, die ich gut kenne. Die Erzählstruktur ist hervorragend, auch wenn ich vielleicht die Entscheidung kritisieren würde, die Hauptfigur - Nick Marzek - mit einem verfluchten Leben zu überfrachten, was in letzter Zeit etwas in Mode gekommen ist. Ich fand auch die Liebesgeschichte zwischen Nick und Graziella ein wenig unlogisch, eine Geschichte, die vielleicht mit ihrer Rückkehr nach München endet, vielleicht aber auch nicht. Abgesehen davon, und das sind lässliche Sünden, fand ich neben der historischen Rekonstruktion auch die Rekonstruktion des Milieus, sowohl in Italien als auch in Deutschland in jenen Jahren, bemerkenswert. Ein empfehlenswertes Buch für alle, vor allem aber für diejenigen, die ein schlechtes Gedächtnis haben.