Kontur eines Lebens
von Jaap Robben
übersetzt von Birgit Erdmann
Also so was: Das ist ja mal wieder ein Buch, das mich so richtig mitgenommen hat. Auf zwei Ebenen erzählt Jaap Robben von Frieda. Der Roman beginnt mit der ersten Nacht, die Frieda im Pflegeheim verbringt. Louis, ihr Ehemann, ist gestorben, allein kann sie nicht bleiben. Wie Jaap Robben das unsichere Tasten der alten Frau in ihrem neuen Zuhause beschreibt, ihre widerstreitenden Gefühle, als ihr Pfleger Jamie am nächsten Morgen beim Duschen hilft, ist so einfühlsam. Ganz nah dran und glaubhaft schildert er, wie es sein mag, wenn man langsam die Kontrolle über das eigene Leben verliert. An sich hätte schon diese Geschichte eine bemerkenswerte Erzählung ergeben.
Doch da ist noch mehr: Frieda blickt zurück auf ihr Leben. Das speist sich in einer langen Phase aus dem Glück einer kleinen Familie, zu der neben Louis auch noch Sohn Tobias gehört. Und inzwischen dessen Freundin Nadine, die nun selbst ein Kind erwartet. Doch für Frieda gab es neben der langen Beziehung zu ihrem Mann ein Liebe in Jugendtagen - Otto, dar allerdings verheiratet war. Auch die Irrungen und Wirrungen des jungen Paares und die unbarmherzigen Konsequenzen, die eine ungewollte Schwangerschaft in den 1960er-Jahren mit sich brachte, schildert Robben ganz mitreißend. Mit diesem Blick ins Gestern lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf das schwere Los all jener Frauen in unserer Mütter-/Großmütter-Generation, die es wagten, sich dem engen Korsett der Konventionen zu verweigern.
Uneingeschränkte Leseempfehlung von mir für dieses warmherzige und erhellende Buch.
Danke an den #DumontVerlag und @netgalleyde für das Rezensionsexemplar.