Bing Hempel hat 26 Semester Irgendwas studiert. Seine Freundin Elfie ist Maskenbildnerin, die das Konzept Makeup, Nagellak und gepflegtes Äußeres leidenschaftlich pflegt. Im Vergleich zu ihr schneidet Hempel eher schlecht ab und so ist Elfie, das Beste, das ihm je passiert ist. Sie hat viel zu sagen, erzählt meist einfach so drauf los. Und so war das mit dem Wünschen passiert. Auf ihre Frage hin, was er sich am meisten wünsche, wollte er mit etwas aufwarten, das unmöglich zu erreichen ist, etwas Besonderes: “den Marathon in New York gewinnen”! Elfie klatschte begeistert in die Hände und verordnete ihm zuallererst dieses Lauftraining. Friederike leidet unter Tagträumen, ihr Baby würde aus der vierten Etage stürzen, weil sie es losließe. Wie ein heranrasender Bus den Kinderwagen erfasst. Sie überwindet ihre schreiend schmerzenden Brustwarzen, weil ihr Mann Thomas sagt, es sei das Beste, was sie ihrem Kind jetzt geben könne. Außerdem beneide er sie um die berufliche Pause, der wichtige Chirurg. Friederike, die aus Sicht ihrer Umwelt ein Baby bespaßt, hat dem Herrn Doktor, der täglich Menschenleben rettet, nichts entgegenzusetzen. Im Licht der Werteskala haben sich ihre Rollen verschoben. Friederike hat das Leben, das mit der Geburt ihres schreienden Kindes endete, geliebt. Sie war beruflich erfolgreich, hatte als Dekanin die Fakultät geleitet, tingelte durch andere Großstädte und wurde regelmäßig in ihrem Kiez gesichtet. Dann war sie mit 43 schwanger geworden, weil die Kupferspirale versagt hatte. Jetzt findet sie Erfüllung, wenn sie einmal zehn Minuten allein im Bad ist. Sie sieht mitgenommen aus, mit ihren strähnigen Haaren, dem verkniffenen Mund und den Spuckflecken auf dem Shirt. Wenn sie nicht bald Schlaf findet wird sie jemanden umbringen. Als der zwanghafte Valentin, Architekt und Geschäftsführer eines Hotels, das sich mitten in Berlin und doch im Verborgenen befindet, in ihr Leben tritt, verändert sich für Friederike alles. Fazit: Was für eine skurrile Geschichte. Die Autorin hat einige lebensechte Charaktere zusammengebracht und sie, wie im wirklichen Leben, interagieren lassen. Der eine, zwanghaft und kontrollsüchtig, mit weitreichenden Ängsten davor sich anzustecken. Die andere als Spätgebärende, verständlicherweise völlig überfordert mit ihrem Säugling, der sie mit einem Schlag aus dem Leben gerissen hat. Zusätzlich gepeinigt durch Freundeskreis und Mann, die alles bagatellisieren und besser wissen. Ein junger Mann, der den Erwartungen seiner Mutter, von Kindheit an, nicht gerecht wird, diese Erwartungen auf seine Umwelt projiziert und sich dadurch in echte Schwierigkeiten manövriert. Das Ende ist ein schönes, aber bis dahin unterhält uns Anne Köhler mit viel Ironie, Sarkasmus und schwungvollen Wendungen. Eine spritzige Reise, die ich genossen habe.