Michel Houellebecq, dessen neuer Roman »Serotonin« im Januar 2019 bei uns erschienen ist, erhält den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2019.
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird jedes Jahr für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin beziehungsweise eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat. Zuletzt erhielten u. a. Patrick Modiano (2012), Ljudmila Ulitzkaja (2014), Karl Ove Knausgård (2017) und Zadie Smith (2018) die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichung. Die diesjährige Verleihung durch Kulturminister Gernot Blümel erfolgt am 26. Juli 2019 um 13 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum Salzburg.
Die Jury (Benedikt Föger, Walter Grond, Mag. Claudia Romeder, Dr. Daniela Strigl und Univ.-Prof. Dr. Norbert Christian Wolf) begründete die Wahl wie folgt: »Als Schöpfer eines höchst eigenwilligen literarischen Werks ist Michel Houellebecq eine der einflussreichsten Stimmen der europäischen Gegenwartsliteratur. Seine Texte verraten ein besonderes Sensorium für Fragen von gesellschaftlicher Sprengkraft, wobei er den Konjunkturen des Feuilletons stets vorausgeeilt ist – ob es um die moderne Arbeitsrealität geht, die Möglichkeiten und Gefahren der Gentechnik, die Erscheinungsformen des religiösen Fanatismus, die Kehrseite der sogenannten sexuellen Revolution (ein Monopolkapitalismus des Sex) oder den Verfall des ländlichen Raumes. Die zum Teil extrem provokanten Diagnosen Houellebecqs setzen jene Übertreibungskunst fort, die in der Literatur des 20. Jahrhunderts die Grenzen zwischen Biografie und Werk, Kunst und Leben systematisch überschritten hat. Seine drastischen Plots verblüffen durch krasse Überzeichnungen, verquere Peripetien und sprachlichen (Wahn)Witz; der enttäuschte Idealismus seiner gebeutelten, lächerlichen, letztlich stets scheiternden männlichen Helden schlägt in grellen Zynismus um. Die Auszeichnung gilt einem Werk, das das verstörende Potenzial von Literatur exemplarisch zeigt und weitaus komplexer ist als die medialen Debatten, die sein Autor mitangefacht hat.«
Weitere Informationen (u. a. einen Kommentar des österreichischen Kulturministers Gernot Blümel) finden Sie hier: http://www.bundeskanzleramt.gv.at/-/kulturminister-bluemel-herzliche-gratulation-an-michel-houellebecq-zum-oesterreichischen-staatspreis-fur-europaeische-literatur