<link http: www.dumont-buchverlag.de autor frank-floethmann external-link-new-window external link in new>Frank Flöthmann, der <link http: www.dumont-buchverlag.de autor richard-mcguire external-link-new-window external link in new>Richard McGuire und seine vielseitigen Animations- und Designarbeiten schon lange bewundert, spricht mit dem Autor über Inspirationen, die fließenden Grenzen von Medien, die narrative Kraft von Bildern und McGuires demnächst erscheinendes Kompendium »Erzählende Bilder«. Beide Künstler interessieren sich dafür, auf unterschiedliche Arten und Erzählweisen, und in verschiedenen Medien, Geschichten darzustellen. Flöthmann wird im DuMont Frühjahrsprogramm 2017 ohne Worte die Geschichte der Reformation in einem Daumenkino neu entwickeln: »Luther haut rein«.
FF: Guten Morgen Richard, vielen Dank für die Möglichkeit, mit dir zu sprechen. Dein neues Buch <link http: www.dumont-buchverlag.de buch mcguire-erzaehlende-bilder-9783832199234 external-link-new-window external link in new>»Erzählende Bilder« ist ein richtiger Klotz. Trotzdem wirkt das Design ganz und gar nicht schwer. Ganz im Gegenteil. Das Buch hat ein luftiges Layout mit vielen weißen Seiten und nur einem Bild pro Doppelseite. Was für eine Idee steckt dahinter?
RMG: Hallo Frank, ich denke, durch meine Arbeit mit Skulpturen ist ein Buch für mich immer erst einmal ein ›Objekt‹. In meinen Gedanken habe ich einen ›Klotz‹ vor mir gesehen! Ich wollte, dass die Bilder alleine auf einer Doppelseite stehen, weil sie für diese Art der Darstellung gemacht wurden. Es sind keine ›Comics‹, es sind sehr lose Erzählungen. Manchmal ist es nur eine Reihe von Gegenständen zu einem ›Thema‹. Die Zeichnungen sind im Original im New Yorker Magazin erschienen, jeweils eine, dann wieder Seiten von Text vor der Nächsten.
FF: Interessant! Der Objekt-Charakter eines Buchs wird es immer abheben von E-Books oder Book-Apps. Ich kaufe Bücher oft allein wegen ihres Aussehens und der Art und Weise, wie sie sich anfühlen, und ich kann es kaum erwarten, bis die Druckversion von »Erzählende Bilder« erscheint.
Die Kunst der spot illustrations, der Vignetten, gibt es kaum noch. Ich kenne kein anderes Magazin, in dem sie noch erscheinen. Kannst du sagen, welche Reaktion du von den Lesern/Betrachtern erwartest oder dir wünschst?
RMG: Es macht mir Freude, Bücher zu machen und ich plane noch weitere. Ich liebe es, mit allen Mitteln und Techniken zu experimentieren, denn alle haben ihre Vorzüge. So sehr ich die Möglichkeiten liebe, die E-Books und Apps bieten, hat man mit ihnen doch nie das Vergnügen, das die Haptik gedruckter Bücher bereitet.
Die Vignetten im New Yorker haben Tradition. Früher waren sie nur zur Dekoration. Wenn ein Text zu kurz war, haben sie eine nette, kleine Zeichnung eingefügt. Dann kamen sie zu mir mit der Idee, eine komplette Ausgabe von nur einem Künstler machen zu lassen, so fing das mit diesen ›Serien‹ an. Die erste in dem Buch, »Drei Freunde«, war die erste, die ich so gemacht habe.
Diese Zeichnungen fliegen quasi unterm Radar; manche Leute merken noch nicht mal, dass sie zusammenhängen, HA! Ich erinnere mich, dass die Zeitung Briefe von einigen Lesern bekam, die den Zusammenhang gesehen haben und dann überrascht waren!
FF: Ich mag die Idee einer zusätzlichen narrativen Ebene.
RMG: Ich wollte, dass diese Zeichnungen auch für sich allein stehen können. Es ist schön, wenn man die Verbindung zwischen Ihnen herstellt, aber das ist nur diese zusätzliche Ebene. Und dann wirken manche von ihnen wie ein sehr langsamer Film.
FF: Ja, es ist fast so, als sähe man Einzelbilder eines Trickfilms. Allerdings vergeht manchmal sehr viel Zeit zwischen den einzelnen Bildern.
RMG: Die allererste Illustration ist entstanden, als ich gerade einen Animationsfilm gedreht habe. Ich lebte zu der Zeit in Paris und habe New York ein bisschen vermisst. - (Es ist wahr, es fühlt sich so an, als ob ein Teil der Erzählung in dem Raum zwischen den Bildern stattfindet. Ich mag das. Und ab und zu können wir einen Blick auf die Szene erhaschen.)
FF: Ich finde das Zusammenstellen von bereits vorhandenen Arbeiten für ein Portfolio oder Buch sehr lästig. Plötzlich sieht man all die Fehler, die man damals gemacht hat und dann hat man das Bedürfnis, sie zu verbessern. Wie war das für dich, als du deine New-Yorker-Zeichnungen für das Buch neu zusammengestellt hast?
RMG: Ich gebe zu, ich habe einige der Zeichnungen, mit denen ich unzufrieden war, nachträglich bearbeitet. Es ist manchmal schwer, alte Arbeiten anzugucken. Ich habe einige von den ›alten Sachen‹ aber auch so gelassen wie sie waren. Ich fühle mich auch nicht verpflichtet, in ›einem Stil‹ zu zeichnen. Ich bin eher flexibel und lasse mir von der Idee sagen, wie der Stil sein soll. Daher gibt es eher ›cartoonig‹ aussehende Zeichnungen und manche, die eher in einem realistischen Stil sind. Verglichen mit meinem letztem Buch <link http: www.dumont-buchverlag.de buch mcguire-hier-9783832197629 external-link-new-window external link in new>»HIER« sehen diese sehr unterschiedlich aus. Im Fall der Vignetten ist die Größe vorgegeben und das limitiert die Möglichkeiten; ich arbeite sehr gerne mit dieser Art von Einschränkung.
FF: Ich bin ganz Deiner Meinung, was Einschränkungen angeht.
Eine letzte Ja-oder-Nein-Frage, wenn es dir nichts ausmacht: Du bist auch Musiker. Findest du den Prozess des Musikmachens befriedigender als den Prozess des Zeichnens?
RMG: Ich empfinde alle Arten mich auszudrücken als gleichwertig. Ich mag das meditativ-emotionale Ventil, das die Musik mir bietet. Ich fühle da nicht so einen expressiven Zwang, ständig zu zeichnen, wie andere Künstler; die Zeichnungen in dieser Sammlung sind alle präzise durchdacht und designt. Ich habe andere Dinge gemacht, die lockerer sind. Ich möchte mich weiterhin selbst herausfordern. Ich begebe mich gerne in Situationen, in denen ich nicht genau weiß, was ich mache, denn dann weiß ich, dass ich als Künstler wachse.
Im Allgemeinen denke ich, dass es einen ›minimalistischen‹ Ansatz gibt, der sich durch die meisten Dinge zieht, die ich tue. Diese selbstauferlegte Einschränkung hilft dabei, Lösungen zu finden.
(kurze Pause) - Es ist wirklich befriedigend, meine Arbeiten, die sequentiellen Bilder, gesammelt an einem Ort zu sehen, eine Art ›Best of‹-Sammlung. Wie ich bereits zu Beginn gesagt habe, mag ich die Anmutung dieses Buches: Es ist ein schönes skulpturales Objekt, es fühlt sich auch ein wenig an wie eine Gedichtsammlung - visuelle Gedichte mit Augenzwinkern.
FF: Ich bin ein sehr großer Fan deiner Arbeit, seit ich das erste Mal »HIER« in der RAW gelesen habe. Es war eine Freude mit dir zu chatten. Vielen Dank für deine Zeit, Richard.
Viele liebe Grüße aus Berlin,
Frank
RMG: Vielen Dank für das Kompliment. Ich freue mich darauf, mehr von deiner Arbeit kennenzulernen. Ich liebe deine Idee des ›Komprimierens der Zeit‹ - ›Klassiker‹ in eine kleine Verpackung packen. Das ist so gut.