Deutscher Buchpreis für Kim de l'Horizon und ›Blutbuch‹!

17.10.2022
Deutscher Buchpreis für Kim de l'Horizon und ›Blutbuch‹!

Unsere Hoffnungen und Wünsche haben sich tatsächlich erfüllt: Wie soeben bekanntgegeben wurde, wird Kim de l'Horizons ›Blutbuch‹ mit dem Deutschen Buchpreis 2022 ausgezeichnet.

Die siebenköpfige Jury wählte den Roman, der im Juli bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet wurde, aus insgesamt 233 Titeln, die seit Ausschreibungsbeginn gesichtet wurden.
Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels seit 2005 den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert und gehört zu den renommiertesten Literaturauszeichnungen des deutschsprachigen Raums.
Wir freuen uns sehr über die (hochverdiente) Auszeichnung und gratulieren Kim de l'Horizon aufs Allerherzlichste! Gratulation aber natürlich auch an alle weiteren nominierten Autor*innen und Verlagskolleg*innen.

Stimmen zur Buchpreis-Auszeichnung:
»Dieser Preis ist nicht nur für mich. Ich glaube, die Jury hat diesen Text auch ausgewählt, um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe, für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden. Dieser Preis ist offensichtlich auch für die Frauen im Iran, zu denen wir alle schauen – voller Bewunderung für diesen Mut, diese Kraft. Es zeigt uns, wie dumm unser Weltbild war, dass wir dachten, Weiblichkeit ist nur im Westen emanzipiert. Ich danke der Jury.«
(Dankesrede Kim de l'Horizon anlässlich der Buchpreis-Verleihung)

»Mit einer enormen kreativen Energie sucht die non-binäre Erzählfigur in Kim de l’Horizons Roman ›Blutbuch‹ nach einer eigenen Sprache. Welche Narrative gibt es für einen Körper, der sich den herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht entzieht? Fixpunkt des Erzählens ist die eigene Großmutter, die ›Großmeer‹ im Berndeutschen, in deren Ozean das Kind Kim zu ertrinken drohte und aus dem es sich jetzt schreibend freischwimmt.
Die Romanform ist dabei in steter Bewegung. Jeder Sprachversuch, von der plastischen Szene bis zum essayartigen Memoir, entfaltet eine Dringlichkeit und literarische Innovationskraft, von der sich die Jury provozieren und begeistern ließ.«
(Jury des Deutschen Buchpreises 2022)

»Kim hat mit Blutbuch ein Sprachkunstwerk geschrieben, das mich sehr beeindruckt. Nicht nur, weil es darin in einer nie gelesenen Art um fluide Körper geht, die uns neue Horizonte eröffnet. Sondern auch, weil es Kim dabei gelingt, auf eine neue, fließende Weise zu erzählen. ›Blutbuch‹ ist ein literarischer Befreiungsakt von den Dingen, die wir weitertragen, ohne sie zu hinterfragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeit, sprachliche Konventionen. Ich freue mich sehr für Kim de l‘Horizon über die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis.«
(Sabine Cramer, Verlegerische Geschäftsführung DuMont Buchverlag)

Weitere Informationen zum Roman:
Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.
Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l’Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.