17 Fragen an Judith Poznan

07.07.2021
17 Fragen an Judith Poznan

Judith Poznans »Prima Aussicht« erscheint am 13. August im DuMont Buchverlag. Im Vorfeld der Veröffentlichung haben wir ein Interview mit der Autorin geführt.

Was Autor*innen selbst lesen, was sie inspiriert, das ist ja immer spannend. Aber entscheiden Sie selbst, was Sie uns erzählen möchten: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt? Welches Buch hat Sie in Ihrem Leben am meisten inspiriert? Welches Buch hätten Sie gern selbst geschrieben?
Viele Bücher haben mich inspiriert, aber ich kann alles auf Anne Franks Tagebuch runterbrechen, weil es dazu führte, dass ich mir ein leeres Büchlein bei Hertie kaufte und zum ersten Mal meine Gedanken aufschrieb. Zuletzt beeindruckt war ich von Verena Güntners POWER und ihrer Figur Kerze. Und ich glaube, ich hätte wirklich gerne AUERHAUS geschrieben. Generell alle Bücher, die es schaffen, der Schwere etwas Leichtes überzuziehen.

Was war der erste literarische Text, den Sie in Ihrem Leben geschrieben haben?
Vor fünfzehn Jahren hätte ich niemals gedacht, meine Teenie-Tagebücher seien ein literarischer Text. Ich wollte sie schon oft verbrennen. Jetzt empfinde ich die Seiten jedoch ganz anders und erkenne, warum ich heute schreibe, wie ich schreibe.

Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, schreiben zu können?
Als ich gelesen wurde.

Warum schreiben Sie? Was hat den Ausschlag für die Arbeit an Ihrem letzten Buch gegeben?
Tatsächlich empfinde ich es so, dass ich nicht schreiben kann, sondern schreiben muss. Mir passiert etwas und sofort ist da dieses Verlangen, nach Hause zu rennen und es aufzuschreiben. Aus diesem Impuls heraus entstand mein Buch.

Werden die Zweifel größer oder kleiner?
Kleiner. Zum Glück!

Und könnte das etwas mit fortschreitendem Alter und Betriebserfahrung zu tun haben?
Ich glaube, mit dem Alter glaubt man sich selbst viel mehr. Wenn einem selbst gefällt, was man da aufgeschrieben hat, dann kann ruhig einer kommen und sagen, es sei Mist.

Was haben Sie für das Schreiben aufgegeben?
Anfangs mein Bankkonto. All in, ich schreibe einen Roman, die Welt wartet auf mich! Tut sie aber nicht. Heute würde ich niemals mein sicheres Einkommen für nichtbezahltes Schreiben aufgeben. Wahnsinnig unromantisch. Aber ich kann nicht sehr gut mit Geld umgehen und muss mir all meine dummen Einkäufe finanzieren können.

Wer sind Ihre wichtigsten Testleser*innen?
Die habe ich tatsächlich nicht. Ich mach und hau raus.

Welche Ideen haben Sie geklaut und von wem?
Bei Sarah Kuttner fand ich heraus, dass man ja wohl mal voll Berlinern kann in nem Buch. Hat mir jut jefallen.

Wie (anti)autobiografisch ist Ihr aktueller Roman?
Sehr. Und ich habe gemerkt, je weniger ich mich streng an die Realität halte, desto autobiografischer kann ich schreiben.

Wenn Sie eine Figur in Ihrem Buch sein könnten, welche wäre es und warum?
Manchmal habe ich meinem Ich eine Kurve gegeben, bei der ich mir wünschte, ich hätte sie auch genommen.

Fällt es Ihnen schwer, Ihre Figuren am Schluss gehen zu lassen?
Die Figuren, aber auch die Atmosphäre, die meine Figuren umgibt.

Ihr Buch wird verfilmt und Sie können Regisseur*in und Schauspieler*innen besetzen. Wen würden Sie auswählen?
Hannah Herzsprung und Christian Ulmen. Regie und Drehbuch Sherry Hormann. Sie hat ALTES LAND verfilmt mit Iris Berben, und ich fand die Rückblenden absolut gelungen.

Was wollten Sie mit 16 werden? Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?
Schauspielerin. In Hollywood! Und ich könnte mir heute vorstellen, irgendwann wieder Buchhändlerin zu sein.

Gehen Sie in Buchhandlungen, um zu sehen, ob Ihre Titel vorrätig sind?
Es wäre kein Grund für mich, in eine Buchhandlung zu gehen, aber ich würde definitiv schauen, wenn ich in einer wäre, wenn ich gerade meine Bestellung abholen würde.

Haben Sie eine Lieblingsbuchhandlung?
Die BUCHBOX! im Prenzlauer Berg und die Buchhandlung LeseGlück in Kreuzberg.

Was hätten wir noch fragen sollen?
Die Frage von Max Frisch: Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben? Mir ist dazu eingefallen, dass nahezu jede Antwort auf diese Frage vermutlich eine interessante Geschichte ist. Es ist wirklich eine gute Frage.

Foto: © Scarlett Werth